Schos bei einer Messe in Sao Paulo. |
Vieles ist anders: Das Umfeld, die Anforderungen, die Tätigkeiten - selbst das Wetter. War es in Bahia an der Ostküste Brasiliens in der Regel richtig heiß bis zu 40 Grad im Sommer, kommen im südlicher gelegenen und 2.200 Kilometer Luftlinie entfernten Sao Paulo (siehe Google-Map) Anfang April nachts Temperaturen von unter 10 Grad vor. „Ohne Heizung wird es da schon ungemütlich“, erzählt der 38-Jährige. Jetzt im Herbst sind auch Regen und Nebel häufig angesagt.
Den Strand, in Bahia nur 300 Meter vom Pfarrhaus entfernt, hat Schos nicht mehr vor Augen. Nun sind es Wohnblöcke, Häuser und Straßen, die sein Blick aus dem Fenster einfängt. Kein Wunder: In Sao Paulo leben elf Millionen Menschen, samt Umfeld sind es 20 Millionen Einwohner. Durch die Stadt schlendert der Gallier des Jahres 2014 schon gerne mittags mal, abends verzichtet er aber darauf, das Haus zu verlassen. Die Kriminalitätsrate ist in dieser Metropole besonders hoch.
Ein Blick in Els Reich in Rio de Janeiro. |
Ein weiterer großer Unterschied: Während Schos in Condé, Bahia, ständig im direkten Kontakt mit den Gläubigen war, weil ein reges Treiben in der Pfarrgemeinde herrschte und er auch Jugendarbeit intensiv leistete, tritt in Sao Paulo die zwischenmenschliche und seelsorgerische Arbeit in den Hintergrund. Obwohl seine Tür für Menschen mit Problemen oder Anliegen immer offen steht, kommt bis jetzt kaum jemand vorbei.
In Sao Paulo konzentriert sich seine Arbeit momentan auf die Gottesdienste - um 10:30 Uhr hält der Gallier die Messe auf deutsch ab und um 18 Uhr dann auf portugiesisch.
Hochzeiten und Beerdigungen sind ebenfalls rar, weshalb es unter der Woche für Schos' Verhältnisse ruhig zugeht. „Daran muss ich mich erst gewöhnen“, gesteht der Priester, der 2004 in Passau geweiht worden war. Dennoch ist er auch abends am Arbeiten, weil „viel Büroarbeit angesagt“ ist.
Ab 17 Uhr ist El Presidente in der Regel alleine. Seine sechs Bediensteten - allesamt Brasilianer - haben dann Feierabend. Schos verfügt über eine Haushälterin, die das Haus managt und auch kocht, zwei Sekretärinnen, eine Putzfrau, einen Sicherheitschef - und gar einen eigenen Chauffeur, der auch die hausmeisterlichen Dienste erledigt.
Sein Reich ist riesig: Der Pfarrkomplex erstreckt sich auf etwa 3500 Quadratmeter, eine ganze Etage von rund 400 Quadratmetern steht dabei ihm alleine zur Verfügung - samt fünf Gästezimmern und drei Büros. „Für mich ist das alles hier schon zu groß“, findet der bärtige Pfarrer. Auch das bedeutet eine große Umstellung.
Pfarrhaus-Balkon in Sao Paulo: Erst Blick nach links, dann nach rechts |
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